"Hearing is Believing": Radio(-Programme) als strategisches Propagandainstrument
Über Jahrzehnte galt das Radio als die modernste und aktuellste Nachrichtenquelle. Bis sich das Fernsehen (1960er-Jahre) durchzusetzen begann, verfügte der Hörfunk als Live-Nachrichten-Medium über ein Alleinstellungsmerkmal. Daher war es über viele Jahre von politisch strategischer Bedeutung, sich des Sprachrohrs Rundfunk zu bedienen. In zahlreichen Ländern war das Radio staatlich reguliert, sollte einen Bildungs- und Kulturauftrag erfüllen sowie zu einer nationalstaatlichen Identitätsbildung beitragen.
Die Repräsentant*innen verschiedenster politischer Systeme nutzten den Hörfunk zur Konstruktion imaginierter Gemeinschaften und zur Propagierung von Selbst-, Fremd- und Feindbildern. Doch auch oppositionelle Kräfte bedienten sich des "Äthers", um unterdrückte Informationen zu verbreiten und vor allem in diktatorischen Systemen für Freiheit und Demokratie zu werben.
Im Zuge der Tagung "Hearing is Believing: Radio(-Programme) als strategisches Propagandainstrument" werden Strategien zur Ausgestaltung und Bewerbung nationaler Selbstbilder und gesellschaftspolitischer Systeme sowie die Inszenierung von Fremd- und Feinbildern im Rundfunk thematisiert. Hörpraktiken und -erlebnisse werden ebenso diskutiert wie die mediale Quellensituation und Analysemethoden. Wissenschaftler*innen der Geschichts-, Kultur- und Politikwissenschaft, der Medienwissenschaft sowie der Literatur-, Theater- und Musikwissenschaft geben Einblick in ihre Arbeiten.